Morgenmuffel sind schwer behandelbar

Dr. med Maja Hennings

Dr. med Maja Hennigs

Dr. med. Maja Hennigs, Fachärztin für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie und Somnologie, ist Oberärztin im Schlaflabor der Lungenklinik Lostau. Aufgeweckt fragte sie, ob frühes Aufstehen gesund, Morgenmuffeligkeit behandelbar ist und ob man seinen Körper austricksen kann.

Aufgeweckt: Ist frühes Aufstehen gesund oder ungesund für den Menschen?
Dr. med. Maja Hennigs: Das ist völlig typabhängig. Es gibt Morgenmuffel, Frühaufsteher, Kurz- und Langschläfer. So lange man sich damit wohl fühlt, geht es in Ordnung und ist auch nicht ungesund.

Aufgeweckt: Es ist also völlig egal, wann man aufsteht und wie lang man schläft?
Dr. med. Maja Hennig: Das nicht unbedingt. Wir sind biologische Wesen und damit spielt der Bio-Rhythmus für uns eine große Rolle. Tagsüber sind wir wach, wenn es dunkel wird, schlafen wir. Deshalb schläft man im Winter auch länger als im Sommer – eigentlich. Mittlerweile gibt es aber viele externe Zeitgeber, die diesen Rhythmus aufheben oder stören. 24 Stunden am Tag Fernsehprogramm, 24 Stunden am Tag Internetzugang, Schichtarbeit. Das bringt viele Menschen raus aus diesem Rhythmus. Natürlich ist es auch hier wieder typabhängig, manche können zum Beispiel Schichtarbeit gut kompensieren. Generell ist es aber eigentlich ungesund, nachts zu arbeiten, wir sind nun einmal ein biologisches Wesen, das da eigentlich schlafen will.

Aufgeweckt: Und die viel gepriesenen acht Stunden Schlaf, wie sieht es mit denen aus?
Dr. med. Maja Hennigs: Viele sagen, sieben bis acht Stunden seien das gesunde Maß. Ich stehe dieser Studie etwas misstrauisch gegenüber. Ich glaube, auch das ist von Mensch zu Mensch verschieden.

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Aufgeweckt: Was kann man gegen Morgenmuffeligkeit tun?
Dr. med. Maja Hennigs: Hmm… die Lebensweise überdenken, den eigenen Tag-Nacht-Rhythmus überdenken, ansonsten ist ein Morgenmuffel schlecht bis gar nicht zu behandeln. Es sei denn, die Muffeligkeit kommt vom Schlafentzug. Zu wenig Schlaf senkt den Blutdruck. Der niedrige Blutdruck wiederum macht depressiv, also auch muffelig.

Aufgeweckt: Hilft da nicht die Tasse Kaffee am Morgen, die von deutschen Frühstückstischen nicht wegzudenken ist?
Dr. med. Maja Hennigs: Ja, auch. So lange der Magen da mitspielt. Ansonsten hilft auch schwarzer Tee. Der ist milder als Kaffee, wenn er nicht zu lange zieht. Aber auch etwas Sport am Morgen bringt den Blutdruck auf Trapp. Wenn der Blutdruck wieder oben ist, steigt auch die Stimmung.

Aufgeweckt: Kann man frühes Aufstehen lernen?
Dr. med. Maja Hennigs: Man kann sich daran gewöhnen. Wer jeden Tag um die selbe Zeit aufsteht, merkt spätestens in den ersten Urlaubstagen, dass er auch ohne Wecker um die gleiche Zeit aufwachen wird.

Aufgeweckt: Oftmals ist man nicht ausgeschlafen, weil man außer der Reihe früher aufstehen musste. Man legte sich zwar früher hin, aber konnte nicht einschlafen, so dass man zu wenig geschlafen hat. Kann man den Körper nicht ein wenig austricksen?
Dr. med. Maja Hennigs: Wenn man Einschlafrituale hat, also abends nur noch ruhige Tätigkeiten, keine Krimis lesen oder Fernsehen schauen, also nichts was Adrenalin produziert, dann könnte es theoretisch klappen. Wenn man diese Rituale zu einem anderen Zeitpunkt als sonst anwendet, müsste es einen gebahnten Reflex auslösen. So, dass man auch zu einer ungewohnten Zeit einschlafen kann, eben wie bei den Pawlowschen Experimenten. Sicher kann ich das nicht sagen, aber in der Theorie müsste es funktionieren.

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